CAQ-Systeme: Der Schlüssel zur Vernetzung von Prozessen

SOLVARO hat sich für ein CAQ-System der Firma solvtec IT entschieden. Wir haben nachgefragt, was denken Geschäftsführer Burkhard Hochstätter und Projektleiter Andreas Martin über die Schlüsselfaktoren zur erfolgreichen Einführung und wie gestaltet sich der digitale Wandel in der fertigenden Industrie.

 

Herr Hochstätter, die rechnergestützte Qualitätssicherung ist aus der fertigenden Industrie heute nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Unternehmen optimieren heute den gesamten Qualitätsregelkreis von der Wareneingangskontrolle über die Produktion bis zu Lieferung per CAQ. Worin liegen die wesentlichen Vorteile eines CAQ-Systems?

Ein CAQ-System bietet eine unternehmensweite Plattform, um alle relevanten Prozesse darin abzubilden und zu unterstützen. Wir haben es immer mit Menschen zu tun, die Informationen strukturiert aufbereiten und diese „Daten“ gerne nachvollziehbar an andere Kolleginnen und Kollegen, Lieferanten oder auch Kunden weitergeben möchten. Die wesentlichen Vorteile des Systems sind: eine sichere Datenhaltung, klare Informationswege sowie eine robuste und praxisgerechte Datenerfassung. Diese erlaubt es, fundierte Informationen in Folge auch auszuwerten und zur Optimierung der Prozessketten zu nutzen. Letztendlich wollen wir Sicherheit gewinnen, normative Vorgaben erfüllen, in unseren Prozessen und Produkten besser werden und nicht zuletzt auch Zeit und Geld sparen.

Die Industrie befindet sich vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung in einem tiefgreifenden Wandel. Wie viele Unternehmen sind heute überhaupt schon so weit digitalisiert, dass sie ein CAQ-System prozessübergreifend sinnvoll einsetzen können?

Diese Frage ist gerade in unserem Bereich sehr interessant. Wenn man das Thema CAQ über viele Jahre aktiv gestaltet, dann könnte man glauben, bereits allen Anforderungen begegnet zu sein. Es gibt Firmen, mit denen wir seit mehr als 25 Jahren kreativ und erfolgreich zusammenarbeiten. In diesen Unternehmen wird die Qualitätssicherung übergreifend und kontinuierlich optimiert und weiterentwickelt. Andere Unternehmen stehen noch am Anfang und haben sich oftmals eigene kleine Insellösungen zur Bewältigung der Anforderungen geschaffen, dazu gehören etwa Office-Lösungen oder Excel-Modelle der Marke „Eigenbau“. In diesen Fällen ist es notwendig, im Projekt schrittweise vorzugehen und die vorhandenen Inseln mit den passenden CAQ-Bausteinen zu verbinden. Solche Projekte können auch über mehrere Jahre Schritt für Schritt wachsen.

Eine der Herausforderungen bei der Implementierung durchgängiger CAQ-Softwarelösungen ist der individuelle Charakter eines jeden Unternehmens. Wie werden Sie diesen individuellen, unternehmensspezifischen Anforderungen an das Qualitätsmanagement gerecht?

Einfach gesagt: Gut zuhören und den Kundenprozess verstehen. Aber so einfach ist das in der Praxis nicht immer, denn es gibt tatsächlich sehr spezielle und einzigartige Anforderungen. Auch für solche Anforderungen muss es Lösungen geben, die auf Dauer gut handhabbar sind. Wir bei solvtec haben bereits in der Basisentwicklung des CAQ-Systems die notwendige Architektur geschaffen, um auch spezielle Anforderungen des einzelnen Kunden effektiv umsetzen zu können. Unser Modulkonfigurator (MOD) ist ein eigener Softwarebaustein, der individuelle Sonderwünsche flexibel an den Standard koppelt. Bei solvtec gibt es kunden- und branchenübergreifend einen Sourcecode, der releasefähig gepflegt wird – inklusive aller Spezialitäten. Für den Kunden ist das sehr vorteilhaft, denn er findet seine Funktionen auch bei neuen Releases der Software in gewünschter Form wieder. Unsere Kunden wissen das sehr zu schätzen. Stichwort: Investitionssicherheit.

Gelingt es Solvtec, Inselsysteme im Qualitätsmanagement zu vermeiden und eine prozessübergreifende, ganzheitliche Lösung zu realisieren?

Ja, das ist eines unserer Hauptziele in der Softwareentwicklung und in den Kundenprojekten. Der Begriff APQP (Advanced Product Qualitiy Planning) muss durch lebende, miteinander verbundene Systeme mit Leben gefüllt werden. Diese Systeme bilden jeweils die notwendigen Qualitätsprozesse ab, wobei die Durchgängigkeit der Prozesse immer im Vordergrund steht. Ineffiziente und fehlerbehaftete Prozesse gilt es unbedingt zu vermeiden, unsere Warnlampen gehen daher bei Mehrfacheingaben, doppelter Datenpflege oder manueller Datenübernahme direkt an. Im solvtec CAQ-System gestalten die Kunden den Prozess und leiten daraus dann die Risikoanalyse (FMEA), den Controlplan und den Prüfplan ab. Das funktioniert, wenn gewünscht, sogar in alle Richtungen. Wichtig ist auch, dass der Gesamtprozess im Falle von Abweichungen oder Reklamationen aktiv und nachvollziehbar gesteuert und optimiert wird. Wir sprechen hier von aktiven Qualitätsregelkreisen.

Praxisbeispiel CAD
Beratung beim Kunden vor Ort: Andreas Martin (links) im Gespräch mit einer Kundin und Burkhard Hochstätter.

 

Wir bei solvtec haben bereits in der Basisentwicklung des CAQ-Systems die notwendige Architektur geschaffen, um auch spezielle Anforderungen des einzelnen Kunden effektiv umsetzen zu können.

Burkhard Hochstätter, Geschäftsführer von solvtec CAQ Software

Wie vernetzen Sie das CAQ-System mit bestehenden Softwarelösungen beim Kunden wie ERP-Systemen und worin liegen die Herausforderungen bei der Einbindung in Bestandssysteme?

Bei solvtec haben wir das Thema Schnittstellenmanagement über viele Jahre optimiert auf die Praxisanforderungen angepasst, im Fokus stehen dabei vor allem ERP- und PPS-Systeme. Die Einbindung von Bestandssystemen ist dabei fast immer ein wichtiger Meilenstein im Projektplan. Wenn der Kunde dazu keine speziellen Vorgaben hat, dann bietet solvtec mit seiner Standard-ERP-Schnittstelle eine einsatzbereite Lösung an. Die Komponenten der Schnittstellenteile sind gut dokumentiert und werden dann mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern in der IT-Abteilung des Kunden schrittweise durchgearbeitet. Anhand dieser Vorlagen lässt sich in aller Regel mit wenigen kleinen Optimierungen eine lauffähige Schnittstelle mit Stamm- und Bewegungsdaten implementieren.

Was sind die aktuellen Trends und Entwicklungen bei CAQ-Systemen? An welchen Lösungen arbeiten Sie gerade und wie sieht das CAQ-System der Zukunft aus?

Die Begriffe Industrie 4.0 oder Qualität 4.0 sind schon fast wieder abgedroschen. Dennoch gibt es einige Entwicklungen, die wir aufmerksam verfolgen und bei denen wir unsere Kunden aktiv mit neuen Produkten und Funktionen unterstützen. Ein zentrales Thema ist beispielweise die Automatisierung von Prüfprozessen. Messmaschinen oder Messanlagen übernehmen die kontinuierliche Prüfung der Qualität. solvtec entwickelt hier die passenden Lösungen, um diese automatisierten Prozesse effizient an das solvtec CAQ anzubinden. Ein anderes wichtiges Thema ist die übergreifende Kommunikation. Es gilt, Aufgaben zu verteilen und auch zurückzumelden. Diese Entwicklung stößt nicht überall auf Begeisterung, aber das Smartphone oder das Tablet gehören in diesem Falle mit zum täglichen Handwerkszeug. Das solvtec CAQ darf unserer Meinung nach auch gerne in den Chefetagen Einzug halten. Die wichtigsten Q-KPIs (Key Performance Indikatoren) können den Entscheidungsträgern einfach und transparent zur Verfügung gestellt werden, und zwar ohne jegliche manuellen Vorarbeiten. solvtec CAQ wird künftig zum Werkzeug auf allen Ebenen des Unternehmens.

Als Zulieferer für OEMs und Tier-1-Lieferanten müssen Unternehmen wie Solvaro höchsten Qualitätsanforderungen gerecht werden. Welche Solvtec-Module kommen bei Solvaro zum Einsatz und welchen Beitrag leisten diese Module für die Qualitätssicherung?

Bei Solvaro haben wir in der Projektplanung von Beginn an sehr großen Wert auf die spätere Durchgängigkeit aller Prozesse gelegt. Das solvtec Modul „System- und Workflowmanager (SWM)“ bildet dabei die Grundlage. Dieses Modul erlaubt die ganzheitliche Planung der jeweiligen Prozesse vom Wareneingang über die Fertigung bis zum Warenausgang. Dank des strukturieren Aufbaus der Systeme werden aus dem Prozessablauf mit wenigen Bedienschritten auch eine FMEA, ein Produktionslenkungsplan und ein Prüfplan generiert. Alle diese Bausteine sind bei der Firma Solvaro bereits in Benutzung. Ein wichtiger Punkt ist auch die automatisierte Stempelung von CAD-Zeichnungen. Dabei werden die jeweiligen Prüfmerkmale softwaregestützt aus der Zeichnung extrahiert. Die Erfassung der relevanten Prüfwerte wird direkt am Prüfplatz vorgenommen, indem verschiedene Messmittel angebunden werden. Teilweise wird dabei die Funkübertragung genutzt, um die Arbeit an großen Teilen zu erleichtern. Die Messmittel selbst werden wiederum im Modul „Prüfmittelverwaltung und Prüfmittelprüfung“ überwacht. Am Ende stehen valide Prüfergebnisse im Modul „QM-Leitstand (QML)“ zur Auswertung parat, damit können dann beispielsweise Berichte für den Kunden generiert werden.

Bei Solvaro haben wir in der Projektplanung von Beginn an sehr großen Wert auf die spätere Durchgängigkeit aller Prozesse gelegt.

Burkhard Hochstätter, Geschäftsführer von solvtec CAQ Software

Für Solvaro ist die Einhaltung von Qualitätsnormen wie der DIN 24041 oder der IATF 16949 von großer Bedeutung, um die Anforderungen von OEMs und Tier-1-Suppliern zu erfüllen. Welche Rolle spielt Ihr CAQ-System bei der Erfüllung dieser Normen?

Einerseits gilt es bei Solvaro die Anforderungen etablierter Normen, z.B. aus dem Automotive-Bereich, abzudecken. Die von Ihnen angesprochene IATF 16949 ist hier zu nennen und wird durch die solvtec CAQ-Bausteine in Form von den bereits beschriebenen durchgängig integrierten Prozessen aktiv unterstützt.
Andererseits sind bei Solvaro auch produktspezifische Normen, wie z.B. die DIN 24041, von Bedeutung. Auch die Anforderungen aus diesen Normen lassen sich durch Solvaro dann in den CAQ-Modulen bedarfsgerecht hinterlegen. Über die Durchgängigkeit des Systems bis hin zum Werkerplatz werden die Anforderungen der Normen dann direkt in die Praxis überführt, überwacht und eingehalten. Bei Abweichungen werden unmittelbar entsprechende Qualitätsregelkreise angesteuert. Dadurch findet eine ständige Verbesserung in den Prozessen und Arbeitsabläufen statt. Fehler und Abweichungen werden reduziert oder letztendlich dann auch vermieden. Dokumentationen, Nachweise und Analyseberichte sind für OEMs oder auch andere Kunden mit wenigen Handgriffen erstellt.

Solvaro bezieht selbst viele Bauteile mit hohen Qualitätsanforderungen von Zulieferern. Lässt sich Ihre CAQ-Lösung auch unternehmensübergreifend mit den CAQ-Systemen der Zulieferer vernetzen?
Selbstverständlich wäre es schön, wenn alle Unternehmen und Systeme die gleiche Sprache sprechen würden. Leider ist das in der Praxis nicht immer so. Es gibt aber mittlerweile viele Systeme, die sehr leicht Verbindung nach außen hin aufnehmen. Gerade im Qualitätsbereich finden wir einige gut etablierte Schnittstellen wieder, z.B. um Prüfergebnisse von A nach B zu übertragen. solvtec bietet in diversen Bereichen Schnittstellen an und ist immer auch offen für mögliche neue Interfaces. Generell wird die Anbindung an andere Systeme bei neuen Schnittstellen vorab gemeinsam mit den Partnern konzipiert und im Detail betrachtet. Auf die Konzeption und die Dokumentation der Schnittstellen legen wir – wie beschrieben – sehr großen Wert. Denn auch diese teils speziellen Schnittstellen sollen dauerhaft und robust in den Standard eingepasst werden.

Wie läuft die Implementierung Ihrer CAQ-Module bei Solvaro ab und ab wann sind diese einsatzbereit?
Dazu lassen wir gerne unseren Projektleiter für das Solvaro Projekt, Herrn Andreas Martin, zu Wort kommen: In enger Zusammenarbeit mit der Firma Solvaro haben wir zunächst einen strukturierten Projektplan erstellt. In diesem Plan wurden Meilensteine wie Installation oder Projektstart, aber auch die Form der Projektunterstützung, Schulungstage und der GO-Live-Zeitraum definiert. Mit der erfolgreichen Basisinstallation haben wir der Firma Solvaro die solvtec-Software Anfang Januar 2022 mit den erworbenen Modulen zur Verfügung gestellt. Anschließend folgte im Februar der erste Schulungstermin in Kirchheim.

Team
Gutes Team: Andreas Martin (links) und Burkhard Hochstätter

In der ersten Projektphase lag der Fokus auf der Planungsebene, die in Kirchheim zuhause ist. Die Schulungsagenda beinhaltete die Grundfunktionen der CAQ-Software, die Abbildung von Prozessen sowie die Generierung der Prüfpläne für einen bestimmten Kundenartikel, zum Beispiel aus einer CAD-Zeichnung. Nach der Schulung folgten wöchentlich gemeinsame Teams-Termine zum Monitoring und zur Projektunterstützung. Dieses systematische Vorgehen ist aus Sicht von solvtec eminent wichtig, um den kontinuierlichen Fortschritt im Projekt abzusichern.

Im Projektteam haben wir den Herstellprozess des Produktes nun in enger Zusammenarbeit schrittweise komplettiert. Nach der erfolgreichen Prozessabbildung mit Produktionslenkungsplan und Prüfanweisung in der Software stand Ende April in Ungarn der zweite Schulungstermin auf der Tagesordnung. Die Mitarbeiter in Szekszárd haben dabei gelernt, mithilfe von angebunden Messmitteln und Messmaschinen Prüfdaten am Prüfplatz zu erfassen. Dabei sind auch Funkanbindungen zum Einsatz gekommen, die wir vorab bei solvtec getestet haben.

Der in Kirchheim geplante Prozess ging nun in die Produktion nach Ungarn über. Aktuell (Ende Mai) arbeitet das erste Produkt bereits im Live-Betrieb über das solvtec CAQ-System. Der gesamte Prozess von der Erstinstallation bis zum ersten „GO-LIVE“ hat etwa fünf Monate in Anspruch genommen. Generell stehen die solvtec-Module unseren Kunden nach Installation sofort zur Verfügung. Die Software selbst ist allerdings in den seltensten Fällen der zeitbestimmende Faktor im Projekt, denn der Standard des Systems ist gut ausgereift und bringt alle wichtigen Funktionen mit. In der Regel liegt der Fokus darauf, beim Kunden erst einmal den Grundstein in Form von gut strukturierten Stammdaten und Prozessen zu legen. Bei Solvaro verlief das Projekt, auch dank des sehr fokussierten Einsatzes auf Seiten der Projektleitung bei Solvaro, immer zielgerichtet und nach Plan. Es wurde hier wieder einmal bestätigt, dass sich der etwas höhere Zeitaufwand in der Planungsphase in der Umsetzung und im Betrieb schnell amortisiert.

Vielen Dank an das Solvaro Projektteam!

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Hermann Schneider
Leiter Qualitätsmanagement
+49 7021 8048-122

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